Braille without borders the right to be blind without being disable


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Projekt Anders Sehen


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 Projekt Anders Sehen


e-mail: anders-sehen@gmx.net

„SEHEN, NICHT-SEHEN UND ANDERS-SEHEN“
ist ein Schulprojekt, das wir direkt in Ihrer
Schule durchführen. Mit unserer Veranstaltung möchten wir die Neugierde für die Lebensumstände
anderer Menschen wecken und bisher unbekannte Sinneserfahrungen vermitteln. Kinder und junge Menschen bekommen einen Einblick in eine unbeachtete Wirklichkeit. Die Auseinandersetzung mit dem Anders-Sein schafft Verständnis und Flexibilität im Umgang mit anderen Menschen, gleichgültig, ob der andere ein Ausländer, behindert, oder der Nachbar von nebenan ist.

Durchführung
Wir benötigen lediglich einen Raum, den wir völlig verdunkeln können, so dass die Augen nichts
mehr sehen. In diesem Raum lassen wir eine „Dunkelwelt“ entstehen, in der es für alle übrigen
Sinne viel zu entdecken gibt. Weiterhin führen wir Ihre Schüler in die Punktschrift ein und zeigen
wichtige Hilfsmittel wie einen Computer mit Sprachsystem. Wir erklären den Unterschied
zwischen Sehbehinderung und Blindheit, indem wir beides erlebbar machen.

„SEHEN, NICHT-SEHEN UND ANDERS-SEHEN“ ist ein Schulprojekt, das in enger
Zusammenarbeit mit dem DVBS sowie dem Verein „Braille ohne Grenzen e.V.“ durchgeführt wird.
Der DVBS (Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. ) ist eine
bundesweit aktive Selbsthilfevereinigung der Sehgeschädigten mit Sitz in Marburg.
 „Braille ohne Grenzen“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, blinden Menschen weltweit das Lesen
und Schreiben zu ermöglichen.

Die Welt um uns herum steckt voller wunderbarer Dinge...
Mit unseren Augen nehmen wir in jeder wachen Minute Millionen von Reizen auf, eine wahre
Sinfonie von Farben, Formen und Bewegungen. Wir erleben die Zauberkraft des Lichts, das die Gegenstände verändern kann und auf sonderbare Weise unsere Laune und unser Wohlbefinden beeinflusst. Ein grauer Tag schlägt sich schnell auf unsere Stimmung nieder, ein unverhoffter Sonnenstrahl dagegen vermag uns in Euphorie zu versetzen.

Aber was geschieht, wenn uns für ein paar Augenblicke all diese Bilder, alle Farben, alles Licht genommen wird? Wenn wir uns in einen völlig verdunkelten Raum begeben? Verschwinden dann die Menschen und die Dinge um uns herum? Stehen wir allein, hilflos und orientierungslos im Leeren?

Für einen Moment scheint es so zu sein. Doch allmählich beginnen uns die anderen Sinne einen lebendigen Eindruck der Umwelt zu liefern. Der Apfel, den wir in die Hand nehmen, erhält eine Form. Die Zitrone erkennen wir am Geruch. Die Stimmen und Geräusche, die wir von anderen Personen hören, verraten uns, wer sie sind und was sie tun. Unsere Wirklichkeit wird durch eine Vielfalt von Eindrücken erweitert, die wir jetzt erst in der Dunkelheit entdecken.

In Deutschland leben ca. 155.000 blinde Menschen. Blind zu sein bedeutet für viele Sehende: Isolation, Unselbständigkeit und Mangel an Lebensfreude. Ist es wirklich so? In unserer Sprache benutzen wir das Wort "blind" oft stellvertretend für dumm, planlos oder unaufmerksam. Wer nichts kapiert, ist "ganz schön blind". Wer etwas nicht erkennen will, ist "mit Blindheit geschlagen". Wem der Durchblick fehlt, der läuft "blindlings ins Verderben".

Wie erleben blinde Menschen eigentlich die Welt? Und in welcher Hinsicht ist blind
sein anders sein?

Unsere Veranstaltung umfasst mehrere Bausteine, die (immer der jeweiligen Alterstufe angepasst) unterschiedliche Aspekte des Themas "Sehschädigung" hervorheben.


Ausflug ins Dunkel
Ein wichtiges Element unserer Veranstaltung ist die Erfahrung in einem völlig verdunkelten Raum. Hier erleben die Schüler, dass die Welt auch dann noch voller Informationen steckt, wenn die visuellen Eindrücke fehlen. Alltägliche Dinge, die zunächst fremd erscheinen, müssen über die verbleibenden Sinne neu erfahren werden. Sie lernen, akustische Signale zur Orientierung im Raum zu nutzen, Hindernisse mit dem Blindenstock zu entdecken und einfache Tätigkeiten nur mit Hilfe des Tastsinns auszuführen.


Hilfsmittel
Wir stellen verschiedene Arbeitshilfen vor, die Blinde in ihrem Alltag benutzen. Da gibt es Computer mit Sprachsystemen und sogenannte „Braillezeilen“, mit deren Hilfe blinde Menschen den Bildschirminhalt ertasten. Aber auch Gegenstände wie Zeichengeräte, Landkarten, Uhren oder sprechende Wecker gehören dazu.


Blindenschrift
Vielleicht haben Sie schon einmal auf einen Text in Blindenschrift gestarrt und sich gewundert, wie man einem solchen Punkte-Wirrwarr irgendeine Struktur entlocken kann. Obwohl auf den ersten Blick kompliziert, ist die Blindenschrift gar nicht schwer zu erlernen. Wir führen die Schüler in die Systematik dieser besonderen Schrift ein, deren Buchstaben in stärkeres Papier gestanzte Punktekombinationen sind, die leicht mit den Fingerspitzen ertastet und so gelesen werden können.


Sehbehinderung
Sehbehinderte werden von ihrer Umwelt häufig falsch eingeschätzt. Im Gegensatz zu Blinden können sie ja etwas sehen, und doch ist es für sie aufgrund ihres eingeschränkten Sehvermögens oft schwierig, gewisse Aufgaben zu verrichten. Nicht selten sind Missverständnisse die Folge. Mit Hilfe von Simulationsbrillen können die Schüler selbst erfahren, in welcher Weise Sehbehinderungen das Lesen, Schreiben oder die Orientierung im Raum beeinträchtigen.


Mobilität
Stellen Sie sich folgende Situation vor: ein blinder Mensch geht langsam, etwas zögernd, auf einen Fußgänger-Überweg zu und tastet mit seinem langen weißen Stock nach der Kante des Bürgersteiges...

Wie reagieren Sie? Sehen Sie verstohlen zum ihm hinüber und denken:
„bewundernswert“? Oder gehen Sie auf den „armen, hilflosen“ Menschen zu,
fassen ihn beherzt am Ellbogen und führen ihn auf die andere Straßenseite -
denn da will er ja ganz offensichtlich hin? Oder fühlen Sie sich vielleicht selbst
ein wenig hilflos und überfordert, weil Sie nicht wissen, was von Ihnen erwartet wird?

Viele Menschen haben Hemmungen, behinderte Menschen anzusprechen oder
ihnen Hilfe anzubieten. Das liegt nicht selten an der Angst, etwas „falsch“ zu
machen. Wir spielen mit den Schülern Situationen nach, in denen es häufig zu
Unsicherheiten kommt und zeigen ihnen, wie man am besten Hilfe anbietet.


Wen wir ansprechen möchten
Unsere Veranstaltung richtet sich an Schüler aller Jahrgangsstufen und an
Personen, die in sozialen Berufen tätig sind. Diese Berufsfelder setzen einen
offenen Umgang mit Menschen voraus, ungeachtet ihrer Herkunft, ihres
Aussehens oder ihrer Art und Weise, die Welt zu sehen.


Lernziele sind:
• Sensibilisierung der Wahrnehmung
• Aufgeschlossenheit gegenüber Menschen, die uns fremd erscheinen
• Abbau von Hemmungen gegenüber Menschen mit Behinderungen


Als minimalen Zeitraum veranschlagen wir zwei Schulstunden pro Klasse.
Für eine Doppelstunde berechnen wir € 85,--.
Für den aufwendigen Aufbau des Dunkelparcours (ca. 9 Std.) und die
Anfahrt stellen wir € 200,-- in Rechnung.


Zu uns

Thomas Apel:
Ich bin von Geburt an blind und habe in Marburg in der Deutschen Blindenstudienanstalt
Abitur gemacht. Von 1992-1999 studierte ich an der Philipps-Universität Psychologie und
begann währenddessen eine Ausbildung zum Hypnosetherapeuten. Im Oktober 1999
habe ich mein Studium abgeschlossen und bin seit Oktober 2000 als selbständiger
Psychotherapeut in eigener Praxis tätig. Meine Schwerpunkte sind Hypnose- und
Verhaltenstherapie. Einige Reisen nach Griechenland, Nepal  und Tibet, die ich
ohne Begleitung unternommen habe, und der ständige Kontakt mit Sehenden und
Blinden haben mir gezeigt, daß Sehgeschädigte von Sehenden lernen können
und umgekehrt. Einer der wichtigen Aspekte des Aufeinander-Zugehens ist der
gegenseitige Respekt und ein Verständnis der Situation des Gegenübers.


Iris Krane:
Nach dem Studium der Geographie und Soziologie und dem Besuch einer
Übersetzerschule habe ich in unterschiedlichen Firmen und Einrichtungen in
Deutschland und den USA gearbeitet und unterrichtet. Seit 1997 bin ich als
Kursleiterin für Englisch an der Volkshochschule Marburg tätig und biete seit
 dem Wintersemester 00/01 integrative Englischkurse für Blinde und Sehende an.
Mit der Hilfe und in Zusammenarbeit mit Lehrern der Blindenstudienanstalt und
Mitarbeitern der Studienberatung für sehgeschädigte Studenten der Universität
Marburg arbeitete ich an einem Unterrichtskonzept, das sehgeschädigte
Kursteilnehmer am Unterricht in der Erwachsenenbildung so beteiligt, dass
sie den Sehenden gegenüber keine Nachteile haben und nicht auf ihre Hilfe angewiesen sind.

Nähere Informationen unter: anders-sehen@gmx.net