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Liebe Freunde und Förderer von BWB,
wir hoffen dass es Euch allen gut geht und dass Ihr den Frühling
genießt.
Hier ein paar Neuigkeiten aus den Braille-ohne-Grenzen-Projekten.
SHIGATSE: Trainingsfarm
Sabriye und ich sind zurück in Tibet und wir haben gerade 5 Tage
auf unserer Trainingsfarm in Shigatse verbracht.
Wir haben dort jetzt mit dem Bau der so genannten „Ecosan“-Toiletten
begonnen. In diesen Toiletten werden die Fäkalien und der Urin
getrennt gesammelt. Auf diese Weise können die Fäkalien viel
schneller fermentieren und können so als natürlicher
Dünger verwendet werden.
Nähere Informationen über das Konzept findet sich im Internet
unter http://www.ecosanres.org/
Im Sommer werden wir auch eine kleine Anlage zur Düngerherstellung
errichten.
Mutter und Tochter „Pelgye"
Einsatz von Solarenergie im Landwirtschaftsprojekt
In den vergangenen Wochen wurden alle Felder bearbeitet und für
die neue Jahreszeit vorbereitet. Ein deutscher Experte für
Tierzucht, Boris Schiele, hat unsere lokalen Mitarbeiter und einige der
Schüler in speziellen Fütterungsprogrammen ausgebildet …
Melken und Umgang mit Dung. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt bei
der Milchwirtschaft.
Zur Fütterung der Tiere produzieren wir unser eigenes Getreide. In
dieser Weise können wir die Qualität der Milch garantieren.
Durch die veränderten Futterbedingungen hat sich die
Milchproduktion bereits beträchtlich erhöht. Infolgedessen
nimmt auch die Käseproduktion, die im vergangenen Herbst
angelaufen war, langsam an Quantität und an Qualität zu. Zur
Zeit verkaufen wir den Käse in Lhasa und
Umgebung. Ein Freund aus Shanghai ist bereit uns bei der Vermarktung
des
Käses in China zu unterstützen. Wir hoffen durch den
Käseverkauf
so viel Einkommen zu erzielen, dass zumindest ein Teil der laufenden
Kosten damit gedeckt werden können.
Aus alten Baracken haben wir in üb ersichtliche Ställe
umgebaut. Diese Ställe wurden gleich eingeweiht: letzte Woche
wurde ein Kälbchen geboren. Einer unserer Schüler hat ihm den
Namen „Pegye“ gegeben,
was soviel heißt wie „Wachstum“ und „günstige Gelegenheit“,
also für all unsere Mitarbeiter ein gutes Vorzeichen.
Im kommenden Sommer werden wir das handwerkliche Programm durch die
Ausbildung in Seife- und Kerzenherstellung erweitern. Zur Zeit erhalten
einige Schüler ein Kurztraining in Stricken und Teppichweben.
LHASA:
Die Klinik für medizinische Massage in Lhasa läuft gut. Sie
wird jetzt vollständig von ehemaligen Massage-Schülern
geleitet und betrieben.
Acht blinde Schüler besuchen bereits reguläre Schulen. Zur
Zeit bereiten sich sechs weitere Schüler auf den Besuch der
regulären Grundschule in Pelshong vor. Sie werden in der
Trainingsfarm, die unmittelbar neben der Schule liegt, wohnen. Wir
hoffen, dass sich in Zukunft immer
mehr Schulen bereit finden blinde Schüler aufzunehmen. Das Konzept
der Selbst-Integration ist recht erfolgreich. Solange die Lehrer
vorlesen,
was sie an die Tafel schreiben, können sie dem Unterricht gut
folgen.
Die blinden Schüler machen ihre eigenen Notitzen mit ihren
Braille-Schreibmaschinen oder Braille-Tafeln.
Die Mitarbeiter und Schüler in Lhasa sind jetzt so gut
ausgebildet, dass sie Bücher in tibetischer, chinesischer oder
auch englisher
Braille herstellen können.
Tenzin und Tashi
in ihrer Massageklinik
Nyima und Kyila
in London
Insgesamt 88 Schüler haben mittlerweile von unseren
unterschiedlichen Braille-ohne-Grenzen-Programmen profitieren
können. Interessant ist, wie anders die Menschen in Tibet
mittlerweile mit dem Thema Blindheit
umgehen. In den Medien werden blinde Schüler als zufriedene,
motivierte
und intelligente Schüler gezeigt. Die Gesellschaft als Ganzes
versteht
jetzt, dass auch das Leben eines blinden Menschen Lebensqualität
haben
kann.
Zwei unserer Schüler, Kyila und Nyima, absolvieren weiter ihre
Ausbildung in Totnes / England. Kyila bereitet sich gerade auf ihre
Abschluß-Prüfung in Englisch („Cambridge Certificate“) vor.
Ende Juli werden beide nach
Tibet zurückkehren. Nyima wird als Englisch-Lehrer arbeiten und
Kyila
wird eine Ausbildung in Projekt-Management erhalten.
KERALA:
Im März / Anfang April waren wir in Kerala. Wir haben dort das
umfangreiche behördliche Genehmigungsverfahren vorbereitet ebenso
wie
die erforderlichen Entwürfe und Verträge, damit der Bau des
ISDeP
/ „International School for Development and Projectplanning“
(Internationales Zentrum für Entwicklung und Projektplanung) in
Angriff genommen werden kann. Im ISDeP wird die Organisation Braille
ohne Grenzen Blinde und Sehbehinderte ausbilden, die in ihren
Heimatregionen oder –ländern soziale Projekte realisieren wollen.
Die Organisation wird dazu besonders hoch motivierte Lehrkräfte
auswählen, die bereits Fachkenntnisse in der Armutsbekämpfung
und der Behindertenarbeit haben.
Plan der Anlage mit
Wohnhaus für die Schüler, Schulgebäude, Cafeteria und
Gästehaus
Die Ausbildung dauert ein Jahr und beinhaltet Kurse in Fundraising,
PR-Aktivitäten, Management, Projektplanung, IT-Kommunikation und
Englisch. Die Absolventen werden die Qualifikation haben in ihren
eigenen Ländern / Regionen bestehende Schulen für Blinde und
Sehbehinderte zu leiten oder neue aufzubauen oder andere soziale
Projekte
in Angriff zu nehmen.
Weitere Informationen über das ISDeP Zentrum finden Sie hier.
Die Ausbildungsstätte wird an einem Süßwassersee, etwa
10 km vom Zentrum der Stadt Trivandrum, der Hauptstadt des
Bundesstaates Kerala, entfernt liegen. Sie wird nach ökologischen
Kriterien gebaut werden: wir legen großen Wert auf ein
Regenwasser-Speichersystem
sowie eine Biogas-Installation und wir werden Solarenergie und wenn
möglich auch Windenergie nutzen. Zu der Ausbildungsstätte
werden zwei Grundstücke gehören; auf einem werden die
Schulgebäude stehen und auf dem anderen das
Verwaltungsgebäude und die Unterkünfte der Mitarbeiter.
In Trivandrum haben wir einen einheimischen Architekten in Vertrag
genommen, der die Bauarbeiten überwachen wird. Auch haben wir
bereits
die zukünftige Geschäftsführerin gefunden. Sie stammt
aus
Kerala und spricht fließend die indische Nationalsprache Hindi,
die
Regionalsprache Malayalam, Englisch und Deutsch. Sie hat
Betriebswirtschaft
studiert und ist hoch motiviert sich für blinde und sehbehinderte
Menschen in der ganzen Welt einzusetzen.
SONSTIGES:
Dieses Jahr war bereits und wird weiterhin sehr arbeitsintensiv sein.
Anfang Juni sind wir eingeladen am „ 45. International Achievement
Summit“ in Los Angeles teilzunehmen.
Danach werden wir nach Tibet zurückkehren. Mitte Juni geht es
dann wieder nach Kerala um zu sehen, wie die Bauarbeiten vorangehen.
Sabriye wird in Tibet bleiben und an den Lehrplänen der Schule und
des Landwirtschaftsprojekts zu arbeiten. Anfang Juli werden wir beide
uns in Bangkok treffen, um nach Australien zu fliegen, wo wir unsere
Arbeit einem potentiellen Förderer vorstellen werden.
Mitte Juli werden wir unser Braille ohne Grenzen-Konzept auf einer
Konferenz der ICEVI (International Council for Education of People with
visual impairment) in Kuala Lumpur zur Diskussion stellen. Im August
geht
es dann zurück nach Tibet.
Sabriye hat ihr Buch fertiggestellt
„Das siebte Jahr-Von Tibet nach Indien“
ISBN: 3-462-03691-2
Herausgeber: Kiepenheuer&Witsch
Es erscheint im August 2006
Wir hoffen das Übersetzungen in verschiedenen Sprachen zum Ende
dieses Jahres oder Anfang 2007 erhältlich sind.
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Wir verdanken es unseren motivierten und hart arbeitenden Mitarbeitern,
dass wir trotz der Projektarbeit immer wieder die anstehenden reisen
machen können. Sie identifizieren sich wirklich großartig
mit der Projektarbeit und sind auch bereit Verantwortung zu
übernehmen.
Wir möchten uns nochmals bei all denjenigen bedanken, die unsere
Arbeit und die Braille ohne Grenzen-Projekte unterstützt haben.
Nur dadurch sind wir in der Lage blinden Menschen eine Chance auf ein
besseres Leben zu geben.
Herzliche Grüße,
Paul Kronenberg und Sabriye Tenberken
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